Arbeiten in Polen – wie Sie als Deutscher bis zu 2000 PLN mehr Gehalt bekommen!
Arbeiten in Polen wird immer beliebter bei deutschen Auswandern. Welche Arten der Arbeitsverträgen gibt es für sie und für wen sind sie geeignet? Was genau ist der „Language Bonus“ und wie kann ich als deutscher Muttersprachler davon profitieren? Das und vieles mehr erfahren Sie exklusiv in diesem Artikel.
Polnische Spargelstecher kommen nach Deutschland, um für den Mindestlohn zu schuften. Dieses Bild haben immer noch viele Deutsche von den Polen in ihren Köpfen. Allerdings haben sich die Zeiten mittlerweile grundlegend geändert und es gibt mittlerweile den völlig entgegengesetzten Trend: Deutsche wandern nach Polen aus, um dort zu arbeiten. Und das aus gutem Grund: Pulsierende, weltoffene und immer weiter rasant wachsende Städte wie Warschau bieten deutschen Muttersprachlern hervorragende Möglichkeiten gut bezahlte Jobs zu finden. Ob im Consulting, Marketing, in der Kundenbetreuung oder als Selbstständiger: Sie finden auf Jobbörsen wie Glassdoor.com Tausende Jobangebote in den unterschiedlichsten Branchen für deutschsprachige Bewerber.
Arbeiten in Polen: Regulärer Arbeitsvertrag (Umowa o pracę) vs. B2B-Vertrag
In Polen gibt es 6 verschiedene Formen von Arbeitsverträgen. Wir gehen in diesem Artikel aber nur auf die 2 häufigsten und für Sie relevantesten Vertragsarten ein.
Bei einem regulären Arbeitsvertrag handelt es sich um einen offiziellen Arbeitsvertrag, der zwischen einem Arbeitnehmer und einem Arbeitgeber abgeschlossen wird. Dort werden die Rechte und Pflichten beider Vertragsparteien schriftlich festgehalten, dessen gesetzliche Grundlage das polnische Arbeitsrecht ist.
Der Begriff B2B-Vertrag (=Business-to-Business) bezeichnet das Rechtsverhältnis zwischen zwei Unternehmen. Häufig werden solche Verträge in der IT-Branche sowie in Positionen mit Führungsverantwortung abgeschlossen. Dabei agieren Sie als Einzelunternehmer, der auf eigene Rechnung arbeitet.
Im Nachfolgenden gehen wir auf die wichtigsten Unterschiede zwischen einem regulären Arbeitsvertrag und einem B2B-Vertrag ein:
Regulärer Arbeitsvertrag | B2B-Vertrag |
Wird auf Grundlage des polnischen Arbeitsrechts geschlossen | Man agiert als Einzelpersonenfirma und schließt einen Individualvertrag mit dem Auftraggeber ab |
Urlaubstage abhängig von der Dauer der bisherigen Beschäftigung (20 Tage bei weniger als 10 Jahren Beschäftigung, 26 Tage bei mehr als 10 Jahren) | Urlaubstage frei verhandelbar. In der Praxis orientiert sich die Anzahl der Urlaubstage an denen des polnischen Arbeitsrechts |
Sozialversicherungsbeiträge und Steuern werden von dem Arbeitgeber abgeführt | Sozialversicherungsbeiträge und Steuern müssen selber abgeführt werden. Tipp: Buchhalter engagieren. Kostenpunkt ca. 400 PLN pro Monat |
Kündigungsfristen gemäß Arbeitsrecht ( 2 Wochen bei Beschäftigung von bis zu 6 Monaten, 4 Wochen bei bis zu 3 Jahren Beschäftigung, mehr als 3 Jahren beim selben Arbeitgeber = 3 Monate Kündigungsfrist) | Individuell verhandelbar. I.d.R. 2 – 4 Wochen |
Wie Sie sehen können gibt es zwischen beiden Vertragsarten große Unterschiede. Beide haben Vor- und Nachteile. Aus diesem Grund sollten Sie genau abwägen, welche Vertragsart zu Ihnen am besten passt. Zunächst gehen wir etwas genauer auf die Vorteile der jeweiligen Vertragsart ein. Folgende Tabelle soll Ihnen eine Hilfestellung geben, ob ein regulärer Arbeitsvertrag oder ein B2B-Vertrag für Sie am besten geeignet ist:
Regulärer Arbeitsvertrag | B2B-Vertrag |
Staatlich garantierte soziale Absicherung (Urlaub, Krankheitstage, Mutterschutz..) | Sämtliche Vertragsinhalte können frei verhandelt werden |
Arbeitgeber übernimmt das Bezahlen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen | Man bezahlt weniger Steuern und Sozialversicherungsabgaben und profitiert in den ersten 2,5 Jahren von deutlich reduzierten Sozialabgaben |
– | Man kann nebenbei weitere Aufträge annehmen und sich auch in Fremdwährungen bezahlen lassen |
Geeignet für Personen, die Sicherheit und Stabilität suchen | Geeignet für IT´ler, Personen im Vertrieb und Marketing, Führungspersonen |
Das Arbeiten in Polen mit einem regulären Arbeitsvertrag und mit einem B2B-Vertrag hat allerdings auch seine Nachteile:
Regulärer Arbeitsvertrag | B2B-Vertrag |
Pflicht an Schulungen ( z.B. BHP) und ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen gemäß polnischem Arbeitsrecht teilzunehmen | Haftung mit Privatvermögen |
Im Vergleich zum B2B-Vertrag höhere Steuer- und Abgabenlast | Steuern und Sozialversicherungsabgaben müssen selbst abgeführt werden |
Das Gehalt muss in Zloty ausgezahlt werden | Je nach Vertragsinhalt weniger soziale Absicherung |
Arbeiten in Polen: Welche Zusatzleistungen bieten Unternehmen ihren Angestellten an?
In Polen steigen die Gehälter rasant an. Gründe dafür sind neben der Inflation auch die Tatsache, dass in vielen Branchen Fachkräfte gesucht werden. Aus diesem Grund sind viele Unternehmen inzwischen auch bereit ihren Angestellten weitere Benefits anzubieten, um Talente anzuwerben und sie an sich zu binden. Zu den häufigsten betrieblich geförderten Zusatzleistungen gehören:
- Private Krankenversicherung. Sie wird ganz oder teilweise von dem Arbeitgeber finanziert und Sie profitieren von einer schnellen Terminvergabe bei englischsprachigen Fachärzten. Die private Krankenversicherung deckt ein breites Spektrum an Behandlungen ab. Sie haben die Möglichkeit für einen geringen, monatlichen Zusatzbeitrag auch Ihre ganze Familie mitzuversichern. Allerdings müssen Sie in den meisten Fällen die Kosten für Ihren Zahnarztbesuch selber tragen.
- Multi Sports Karte. Sie ist neben der privaten Krankenversicherung die am häufigste Zusatzleistung, die Unternehmen Ihren Arbeitnehmern angeben. Die Multi Sports Karte wird ebenfalls ganz oder teilweise von Ihrem Arbeitgeber finanziert. Sie können mit einer Multi Sports Karte kostenlos oder zu einem deutlich reduzierten Betrag in allen teilnehmenden Fitnessstudios, Indoor-Kletterhallen, Schwimmbads, Saunas und Yoga-Studios gehen – und das ganz Polen!
- Kofinanzierung von Polnischkursen. Arbeitgeber in Polen bieten Ihren ausländischen Angestellten die Möglichkeit an Polnisch zu lernen, sodass sie besser ihren Alltag bewältigen können und länger im Land bleiben. Der Polnischunterricht wird ganz oder teilweise vom Unternehmen finanziert und findet entweder auf dem Firmengelände oder in einer Sprachenschule statt.
- „Welcome Bonus“. Der „Welcome Bonus“ ist ein neuer Trend aus den USA, der mittlerweile auch in Polen Einzug hält. Dabei handelt es sich um einen einmaligen Pauschalbetrag, der neuangestellten Arbeitnehmern gezahlt wird. Typischerweise wird er in 2 oder 3 Raten innerhalb der ersten 6 – 12 Monate zusätzlich zu dem monatlichen Bruttogehalt ausgezahlt.
- Finanzielle Unterstützung beim Umzug nach Polen. Manche Firmen fokussieren sich darauf, direkt deutschsprachiges Personal in Deutschland, Österreich und der Schweiz anzuwerben. Sie bieten häufig finanzielle und logistische Unterstützung beim Umzug nach Polen an. Mein Tipp: Viele solcher Unternehmen finden Sie auf dieser Webseite.
Was ist der „Language Bonus“? Und wie kann ich als deutscher Muttersprachler davon profitieren?
Aufgrund der Vielzahl an internationalen Unternehmen, die Teile Ihres Business nach Polen auslagern, steigt auch die Nachfrage nach Personen mit fließenden Fremdsprachenkenntnissen. Sie werden häufig besser bezahlt und sind überaus attraktiv für viele Firmen auf dem polnischen Arbeitsmarkt. Aus diesem Grund erhalten viele ausländische Arbeitgeber häufig einen so genannten „Language Bonus„. Dabei handelt es sich um eine monatlich ausgezahlte Sprachzulage, welche die Fremdsprachenkenntnisse des Angestellten honorieren soll. In der Praxis haben sich Zulagen in folgender Höhe etabliert:

Sie als deutscher Muttersprachler sollten immer versuchen die 2.000 PLN brutto geltend zu machen. Da die Zahlen aus dem Jahr 2021 stammen und in Polen generell Gehaltsverhandlungen üblich sind, können Sie in manchen Fällen sogar noch eine höhere Sprachzulage aushandeln. Allerdings gibt es auf einen „Language Bonus“ keinen gesetzlichen Anspruch. Dennoch sollten Sie in Gehaltsverhandlungen immer selbstbewusst genug sein und aufgrund Ihrer Deutschkenntnisse versuchen ein höheres Gehalt auszuhandeln. Denn arbeiten in Polen ist für deutschsprachige Personen lukrativ!