Ein Überblick über die Situation von Deutschen in Polen
Nach der letzten Volkszählung in Polen im Jahr 2011 haben sich etwa 148.000 Personen zu ihrer deutschen Abstammung bekannt. Der Großteil von Ihnen lebt in den früheren deutschen Gebieten Oppeln, Schlesien und Ermland-Masuren, die sich im Westen und Nordosten Polens befinden. Weitere Deutsche in Polen leben hauptsächlich in anderen Woiwodschaften (Bundesländern) im Westen und Süden des Landes. Außerdem gibt es noch in Lodz/Łódź, Zentralpolen Deutsche, die weiterhin in Polen leben.
Polens Verfassung garantiert aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Artikel 35 der polnischen Verfassung garantiert nationalen Minderheiten, die in Polen leben, eine aktive Teilhabe am politischen und kulturellen Leben. Somit können sie ihre Traditionen bewahren und pflegen. Ob es sich dabei um Weihnachtsbräuche oder Osterrituale handelt – deutsches Brauchtum bleibt also weiterhin in Polen lebendig. Organisiert sind die meisten Deutschen oftmals in so genannten “Freundschaftskreisen”. Dabei handelt sich sich um Organisationseinheiten, die sich in den 1990er Jahren gegründet haben und heute fester Bestandteil der deutschen Minderheit in Polen sind. Sie bieten, den in Polen lebenden Deutschen die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzten und auf kommunaler Eben politisch aktiv zu werden.
Deutschunterricht an polnischen Schulen wird zum Politikum
Obwohl das polnische Bildungsministerium den Deutschunterricht an Schulen finanziell unterstützt und somit einen wichtigen Teil zur Wahrung der deutschen Identität in Polen leistet, wird der Deutschunterricht derzeit (Stand: Juni 2022) als politisches Druckmittel der polnischen Regierung genutzt. Bereits im Dezember 2021 kürzte sie in Ihrem Haushaltsentwurf für das Jahr 2022 die Mittel für den Deutschunterricht an polnischen Schulen. Dies hat zur Folge, dass anstatt von drei Wochenstunden, es zum Schuljahresbeginn im September nur noch eine Wochenstunde Deutschunterricht für die deutsche Minderheit in Polen geben wird.
Hintergrund der Kürzung ist der Vorwurf der polnischen Regierung an die Bundesregierung, sie würde in Deutschland lebenden polnischen Kindern nicht genügend Polnischunterricht an Schulen anbieten.
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